Die Trigalv-Überschreitung aus dem Vratatal über den Bambergweg und Zavarovana Plezalina Pot auf den Gipfel, dann ostseitig zum Triglavksi Dom und über den Tominškova Pot ist eine große Bergfahrt, die Ausdauer und Konzentration verlangt. Vor allem der Aufstieg über den Südwestgrat hat sich als wahrer Bergsteigergenuss entpuppt. Eine traumhaft angelegte Kraxelei führt auf ein dem Triglav vorgelagertes Plateau, das einer Mondlandschaft gleicht. Spätestens am Gipfel ist es dann aber vorbei mit Bergruhe. Am Gipfel und auf der Ostseite des Bergs herrscht Halligalli und die Leute stehen Schlange, um auf den Gipfel zu kommen.
Toureninfo | |
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Vratatal – Bambergweg – Zavarovana Plezalina Pot (westseitig) – Tirglav – Zavarovana Plezalina Pot (ostseitig) nach Triglavski Dom – Tominškova Pot | |
Region: | Triglav Nationalpark, Julische Alpen, Slowenien |
Start/Ziel: | Parkplatz Vratatal |
Niedrigster Punkt: | 990 hm |
Höchster Punkt: | 2864 hm |
Gesamtanstieg: | ~1900 hm |
Dauer: | 9 h |
Länge: | 13,30 km |
Schwierigkeit: | konditonell sehr anspruchsvolle Bergtour mit versicherten Kletterstellen bis B/C und vereinzelter Kraxelschwierigkeit bis 2-, oft jedoch 1/1+ |
Variante mit Abstieg über Planika Dom | |
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Vratatal – Bambergweg – Zavarovana Plezalina Pot (westseitig) – Tirglav – Zavarovana Plezalina Pot (ostseitig) nach Planika Dom – um Triglav Vogel Triglavski Dom – Tominškova Pot | |
Start/Ziel: | Parkplatz Vratatal |
Gesamtanstieg: | ~2000 hm |
Dauer: | 10 h |
Länge: | 15 km |
Ausgangspunkt der Tour
Aus Mojstrana geht es die Triglavska Cesta entlang in das Vratatal. Von dort erreicht man in ca 15 Minuten den großen Wanderparkplatz. Die Beliebtheit dieses Berges kann man bereits um 7 Uhr morgens an der Überfüllung des Parkplatzes erkennen. Vom Parkplatz beginnt unsere Tour direkt bei der Talhütte Aljažev.
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Triglavbesteigung über Bambergweg und Zavarovana Plot
Um 7 Uhr sind wir startklar, nur noch den Rucksack auf den Rücken geschnallt, dann beginnt der Marsch durchs Vratatal. Wir wandern taleinwärts an der Aljažev Hütte vorbei und der Beschilderung Richtung „Zavarovana Plezalina Pot über Pragweg“ folgend. Der Weg führt anfangs auf leichtem Spazierweg durch den Wald den Talkessel entlang.

Bei einem Rechtsabzweiger bleiben wir weiter auf unserem Weg und folgen der Beschilderung Richtung Luknjapass, der Einstiegspunkt in den Bambergweg.

Bald darauf kommen wir aus dem bewaldeten Gebiet heraus und spazieren in einem ausgetrockneten Bachbett weiter. Wir kommen beim Abzweiger zum Pragweg vorbei, wandern jedoch geradeaus weiter. Das Gelände wird immer steiler, der Untergrund steiniger bis es sehr steil im Geröll das letzte Stück zur Scharte hinaufgeht.


Wir sind gut drauf und voll motiviert, sodass wir gar nicht so richtig merken, wie flott wir unterwegs sind und wie die Höhenmeter bis zum Einstieg nur so dahinschmelzen. In knapp 1,5 h haben wir vom Parkplatz den Einstieg in den Bambergweg erreicht. Hier setzen wir den Helm auf und ziehen unsere Handschuhe an. Auch Klettergurt und Klettersteigset werden angelegt, da es bei den meisten Tourenbeschreibungen, so auch auf bergsteigen.com, als unbedingt erforderlich beschrieben wird.
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1:30



Leider sind wir nicht die ersten an diesem Morgen, vor uns bereits zwei Grüppchen direkt beim Einstieg und einige mehr werken schon in der Wand. Ein kurzes Krisengefühl macht sich breit, dass wir den ganzen Aufstieg im Gänsemarsch verbringen müssen. Wir sind beide große Liebhaber vom Freiheits- und Einsamkeitsgefühl in den Bergen. Aber gut, unser Ziel ist der höchste Berg Sloweniens, von dem wir wussten, dass es hier regelmäßig Stau auf den Zustiegswegen gibt. Das kurz in Erinnerung gerufen, lassen wir uns die Freude nicht nehmen und kraxeln munter drauf los.
Wir steigen also in den mit Drahtseil versicherten ersten Abschnitt dieses Weges ein. Michael schon in den Startlöchern, um bei der nächsten sicheren Möglichkeit an den Gruppen in Windeseile vorbei zu klettern und ich, leicht außer Atem, hinterher. Huch, das wäre geschafft, vor uns nun Menschenleere. Unser Puls darf sich wieder beruhigen und Bergenuss wieder breit machen.

Nach der ersten Drahtseilkletterei folgen Gehpassagen und Kraxelei bis 1+. Im Zickzack arbeitet sich der Steig die Rampen des Nordwestgrats dieses faszinierenden Bergmassivs hinauf. Zügig kraxeln wir ohne technische Schwierigkeiten empor bis der Plemenice-Grat ausgesetzter wird und wir nordostseitig direkt auf das dem Gipfel vorgelagerte Plateau zusteuern.



In 1er Kletterei und Gehgelände gelangen wir zu einem engen Kamin, der mit Trittstiften und Drathseil versichert ist und somit keine größere Schwierigkeit darstellt. Ohne die Versicherungen wäre diese Stelle wohl 3/3+. Nach einem weiteren versicherten Aufschwung verläuft der Weg entlang des Grats bis zu einem kleinen Felsturm, der rechts abgeklettert wird, ebenfalls mit Trittstiften versehen.



Nach rund 2:00 h haben wir das Ende des Bambergwegs erreicht. Das Klettersteigset kam bei diesem Anstieg jedoch kaum bis gar nicht zum Einsatz. Großteils des Wegs sind sowieso keine Versicherungen vorhanden und die versicherten Stellen sind nicht sehr schwierig.

Während unseres Aufstiegs können wir Wolken und Nebel, um die um uns herumliegenden Gipfel kreisen sehen. Die Wolken halten dicht, auch um den Triglav, sodass wir ihn während unseres gesamten Aufstiegs nur dunkel erahnen können. Das Kreiselspiel aus Wolken und Nebel bietet uns eine besondere Stimmung.


Der Weg führt uns weiter auf das steinerne Vorplateau des Triglav. Vom Ausstieg des Bambergwegs schreiten wir nun in einer guten halben Stunde über die steinerne Mondlandschaft, die ein ganz spezielles Wanderflair erzeugt. Diesen Abschnitt geht es eher gemütlich dahin, erst kurz vor dem Einstieg in den Westteil des Zavarovana Plezalina Pot, des sogenannten Gipfelklettersteigs, wird es wieder steiler. Wobei auch hier die Bezeichnung „Klettersteig“ nicht treffend ist. Der Anstieg ist nur zu einem geringen Teil versichert. An diesen Stellen bieten Drahtseil und Trittstifte eine erleichternde Stütze, das Mitführen eines Klettersteigs hat sich jedoch als überflüssig herausgestellt.
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2:30


Wir queren erst in eine Rinne. Aus dieser kommen wir auf kurzes Gehgelände von dem es links auf den Grataufstieg geht. In leichter Kraxelei führt der Anstieg immer weiter, zum Teil sehr luftig den Gratrücken hinauf. Nebelschwaden kreisen um uns, mal höher mal tiefer und lassen nur kurzweilig den Gipfel herausblitzen. Der Wind pfeift uns dabei kräftig um die Ohren. Das Gipfeltürmchen mit Fähnchen sehen wir erst kurz vor Erreichen des Gipfels. Dann ist er direkt vor uns und wie erwartet tummeln sich bereits jede Menge anderer Gipfelstürmer auf dem Gipfelplatzerl.
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0:50


Wir schießen natürlich ein freudiges Gipfelfoto, um dann unseren Gipfelsteig (Zavarovana Plezalina Pot) ostseitig fortzusetzen. Vor uns Stau im Gegenverkehr. Der Ostgratrücken ist fast durchgehend versichert und leichter zu erklimmen als die Westseite. Daher ist auf dieser Seite jede Menge Getummel Richtung Gipfel. Wie es so schön heißt, möchte fast jeder Slowene einmal in seinem Leben auf dem Triglav gewesen sein und das spürt man auch am regen Betrieb auf diesem Berg. Wegen der vielen Eisensteher am Gratrücken des Triglav hat er auch den Spitznamen „Stachelschwein“ bekommen.


So zügig wie möglich arbeiten wir uns an der Menschenmenge vorbei. In unserer Euphorie übersehen wir jedoch die sich linkshaltende Abzweigung zum Triglavski Dom, wo auch unser Abstiegsweg in Richtung Tominškova Pot fortsetzen würde.
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Stattdessen endet unser schwungvoller Abstieg beim Planika Dom, der Südeinstieg des Zavarovana Plezalina Pot. Schnell wird uns klar, wir sind hier nicht ganz richtig, ein kurzer Blick auf die Karte bestätig unser Gefühl. Eine Alternative ist zum Glück schnell gefunden.
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1:00


In südöstlicher Richtung folgen wir also einem beschilderten Pfad, der uns um den Triglavski Vogel herum und über diesen Weg zum Triglavski Dom führt. Der Umweg hat uns eine Stunden Zeit gekostet, dafür haben wir einen einsamen Weg ausfindig gemacht, was auf diesem Berg fast unmöglich scheint.


Beim Triglavski Dom angekommen, sitzt uns ein bisschen die Wetterentwicklung im Nacken. Die Wolken sind dichter und dunkler geworden und da Gewitter am Nachmittag nicht auszuschließen waren, machen wir uns zügig auf den Weg. Hunger hat sich zu diesem Zeitpunkt jedoch auch schon ziemlich breit gemacht und mein Magen knurrt so vor sich hin. Für jeden zwei Zwetschken, die auch beim Gehen leicht verzehrt werden können, schenken Energie.
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1:00
In ca 45 Minuten erreichen wir, immer der Punktmarkierung durch die steinerne Landschaft folgend, den Einstieg in den Tominškova Pot.
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0:40


Auch der Tominškova Pot wird in anderen Tourenbeschreibungen als Klettersteig bezeichnet. Wir finden, dass auch dieser Weg kein Klettersteigim eigentlichen Sinn ist, sondern mehr Ähnlichkeiten mit einer leichten Kletterroute hat, die ab und zu durch Drahtseile und Trittstifte unterstützt wird. Der 1,7 km lange Abstiegsroute verläuft abwechslungsreich bietet ausgesetzte Querungen, Schrofengelände und abschüssige Rampen.



Vom Weg haben wir auch einen schönen Blick zum gegenüberliegenden Bambergweg und zur Einstiegsscharte am Luknjapass, die aus diesem Blickwinkel viel steiler aussieht als sie uns am Morgen vorgekommen ist. Zu Beginn des Abstiegs haben wir auch den Gipfel noch gut im Blick, wo selbst am späten Nachmittag noch jede Menge Leute hinaufpilgern.

Sieht von hier ja ganz schön steil aus

So abwechslungsreich der Tominškova Pot auch ist, fühlt sich der Abstiegsweg doch sehr lang an. Spätestens als wir die Baumgrenze erreicht haben, freuen wir uns schon sehr auf den Moment, wo wir aus den Bergschuhen rauskommen.


Von der Baumgrenze windet sich der Weg noch einige hundert Meter den Hang hinunter. Bei der ein oder anderen Stelle kommen auch hier noch die Hände zum Einsatz. Erst nach einer Geröllquerung eines ausgetrockneten Bachbetts haben wir den Talboden so gut wie erreicht. Flach führt uns der Weg aus dem Wald heraus, sodass wir vor dem Partisanen Denkmal auf den Weg zurück Richtung Talhütte Aljažev stoßen. Zufrieden, gut erschöpft und vom Regen verschont geblieben, kommen wir am Parkplatz an.
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2:30

