Selbhorn – Geheimtipp für Ausdauernde

Eine Megabergtour ist die Besteigung des Selbhorn, der höchste Gipfel des Steinernen Meers. Mit knapp 2000 hm ist diese Bergexpedition auch konditionell wahrlich nicht zu unterschätzen. Da es unterwegs keine Einkehrmöglichkeit gibt, sollte diese Bergfahrt auch nur bei stabilem Wetter in Angriff genommen werden. Zäh bergauf  wandern wir erst von Maria Alm über Wald- und Wiesenhänge auf den Braggstein, einem dem Selbhorn vorgelagerten Grasmuggel, weiter durch Latschen, dann über Geröll zum Klettersteig-Einstieg, der auf nicht unebachtlichen 2230 hm liegt. Der schweißtreibende Anstieg wird mit schöner, langer und ausgiebiger Klettersteigkraxelei belohnt.

Toureninfo
Region:Steinernes Meer, Berchtesgadener Alpen, Salzburg
Start/Ziel:Maria Alm, Krallerwinkel
Niedrigster Punkt:894 hm
Höchster Punkt:2655 hm
Gesamtanstieg:~ 1800 hm
Länge:14 km
Dauer:9 h
Zustieg Klettersteig:3 h
Höhenmeter Klettersteig:420 hm
Dauer Klettersteig:2 h 15 min
Schwierigkeit:zwei Stellen C/D, sonst vor allem im Bereich B/C; jede Menge Ausdauer gefordert
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Anreise

Kommt man von Osten nimmt man auf der A10 die Ausfahrt Bischofshofen und fährt dann weiter auf der B311 Richtung Bischofshofen/Pongau. Nach ca 4 km rechts halten, um über die Brücke Richtung Bischofshofen zu gelangen. Nach der Brücke links abbiegen auf die Hochkönigstraße /B164. Dieser folgen bis nach Maria Alm. Von Westen: Nach Saalfelden und über die B164 nach Maria Alm. In Maria Alm durch das Ortszentrum, am Gasthaus Waldhaus vorbei, um nach Krallerwinkl zu kommen. Der Straße bis zum Parkplatz auf der linken Straßenseite beim Gasthof Rohrmoos folgen.

Parkplatz beim Gasthof Rohrmoos
So viele Wege – wir starten Richtung Braggstein

Zuerst auf den Braggstein

Vom Parkplatz beim Gasthof Rohrmoos folgen wir der Forststraße hinter dem Schranke. Die Straße führt ein Stück weit neben dem Bach entlang bevor sie rechts Richtung Lechner Alm abzweigt. Auf der Forststraße bleibt es nur kurzzeitig gemütlich. Schon nach wenigen Metern zweigt der Wanderweg Richtung Lechner Alm und Braggstein links in den Wald ab. Ab hier geht es ordentlich zur Sache. Den, wohl, direkt möglichsten Weg geht es diesen Steilhang den Wald hinauf bis zur Lechner Alm. Die Lechner Alm queren wir, den ausgetretenen Pfaden folgend, leicht schräg rechts hinauf. Ein Wegweiser zeigt uns die Weiterführung Richtung Braggstein und dem Klettersteig.

Von der Forststraße links den Waldhang hinauf
Angekommen auf der Lechner Alm

Ein kurzes Stück geht es noch die Almwiese entlang, dann führt der Weg in nur wenigen Serpentinen und langen steilen Passagen wieder einen Waldhang hinauf. Ziemlich direttissimo besteigen wir diesen Waldrücken. Auf halben Aufstiegsweg ist ein Weidezaun zu übersteigen und nach wenigen weiteren Aufstiegsmetern dürfen wir ein paar Kühen ausweichen, die gemütlich am Weg Platz genommen haben. Bald darauf kommen wir vom Wald auf einen Wiesenhang. Auch auf diesem Hang bleibt es sehr steil. Von hier sehen wir auch schön den weiteren Wegverlauf auf den Braggstein und dahinter das Selbhorn.

Immer weiter, einfach rauf
Abzweigung nicht verpassen!
Nochmal sehr steil bis zur Latschenzone
Braggstein dirket vor uns, dahinter das Selbhorn

Wir erreichen die Latschenzone. Der Weg dreht sich hier auf die linke Seite des Braggstein und bringt uns durch Latschengewächse auf dessen Rücken (1828 hm), wo auch eine kleine Holzhütte steht. Dem Rücken des Braggstein folgen wir durch die saftig grünen Latschen immer direkt auf unser Gipfelziel zu. Bei einer Weggabelung kurz vor dem Geröll zweigen wir links ab Richtung Luegscharte und Klettersteig. Steil arbeiten wir uns den Wegabschnitt durch das Geröll hinauf bis zum Klettersteig-Einstieg, der sehr deutlich beschildert ist.

Braggstein erreicht
Ein Stück ist es noch bis zum Einstieg
Dann sind wir da. Wegweiser zum Klettersteig

Steile Kletterpassagen, Felsbänder und Schotterinnen zum Gipfel

Vom Weg geht es der Beschilderung folgend rechts zur Felswand. Wir kommen zu einer kleinen Holzbank, wo wir auch Sitzgurt, Klettersteigset und Helm anziehen bevor es an die Kraxelei geht

Toller Blick

Der Klettersteig auf das Selborn hat auch eine interessante Entstehungsgeschichte. Ursprünglich wurde der Anstieg durch die Südewestwand als Kletterroute mit nur wenigen Hilfsmitteln angelegt und hatte den Namen „Herzogsteig“. Es mussten Kletterschwierigkeiten bis UIAA 3 gemeistert werden.

Erst 2014 wurde die Kletterroute zu einem mit Drahtseil versicherten Klettersteig ausgebaut. Die Klettersteigroute verläuft großteils ident mit der alten Kletteroute, nur an manchen Stellen weichen die ehemaligen Punktmarkierungen vom neuen Routenverlauf ab. Dabei sind die Passagen, die durch den Fels führen mit festem Drahtseil versichert sind. Auf Geröllbänder und Schotterrinnen sind Textilbänder unterstützend angebracht.

Der Mix aus felsigen Passagen, vielen Geröllbändern und Schotterwegabschnitten machen diesen Klettersteig zu einem sehr abwechslungsreichen Anstieg. Der Klettersteig fühlt sich auch nicht als Klettersteig im eigentlichen Sinn an. Viel eher merkt man, dass dieser Anstieg im Laufe der Zeit gewachsen ist und die Drahtseilversicherung vor allem zur Entschärfung der schwierigen Kletterstellen dient.

Der Klettersteig hat zwar nur zwei C/D Stellen und spielt sich sonst vor allem im B/C Bereich und leichter ab, dennoch sind die 420 Kraxelhöhenmeter vom Einstieg bis zum Gipfel nicht zu unterschätzen. Gleich zu Beginn gibt es zwei etwas schwierigere C-Stellen zu meistern, dann wird es leichter. Eine kleine Hürde ist die sogenannte „Keilpromendade“, ein bauchiger Felsvorsprung mit schmalem Felsband, um dem man herum muss. Die Stelle ist keine große Kletterschwierigkeit, der Schritt um den Felsvorsprun fühlt sich aber etwas komisch an.

Gleich zum Einstieg eine knackige C-Stelle
Nach den ersten C-Stellen wird es wieder leichter
Vor uns die „berühmte“ Keilpromenade
Da ist sie schon

Danach folgen einige Geröllbänder und Schuttpassagen. Die zwei schwersten C/D Stellen sind erst ganz oben. Hier braucht es bei ein paar Zügen etwas Armkraft, dazwischen kann man aber immer wieder gut stehen, um sich kurz auszurasten. Vor dem Gipfelaufschwung folgt noch ein kurzer, ausgesetzter Gratabschnitt, dann erreichen wir den Selbhorn Südgipfel.

Ein steileres Felsband
Wir arbeiten uns hinauf, dahinter der Braggstein
Felsige Rinne
Jede Menge Gipfel um uns
Eines der vielen Geröllbänder
Schlüsselstellen voraus
Hier ist er, der Gipfel
Davor noch etwas ausgesetzt

Vom Selbhorn Südgipfel geht es in ein paar Minuten unschwierig auf den Selbhorn Nordgipfel, der mit 2655 hm der höchste Gipfel des Steinernen Meers ist. Fazit zum Anstieg: Der Weg ist lang und hart. Die Kletterei lohnt mit Abwechslung auf angenehmem Fels und mit tollem Blick auf das Pinzgau und die westlichen Alpengipfel. Beim Blick auf die Karstlandschaft des Steinernen Meers eröffnet sich im Nordostern der Hochkönig und weiter im Westen ragt die Schönfeldspitze empor.

Die Besteigung des Selbhorn ist ein lohnender Gipfelsanstieg für ausdauernde Bergliebhaber. Keine Einkehrmöglichkeiten, der anstrengende Zustieg und der anspruchsvolle Klettersteig locken daher nur eine kleine Zahl Bergsteiger.

Am Weg vom Südgipfel zum höheren Nordgipfel
Selbhorn Südgipfel

Über die Buchauer-Scharte zurück ins Tal

Als Abstiegswege zurück nach Maria Alm stehen uns zwei Varianten zur Auswahl. Entweder der direkte und auch steilere Weg über die Luegscharte oder die ausgedehntere Variante über die Buchauerscharte.

Für beide Varianten steigt man erst vom Selbhorn Nordgipfel auf dem markierten Steig ab bis zur Luegscharte. Hier kann man nun entscheiden. Wählt man die Variante über die Luegscharte, führt der Abstieg unterhalb der Südwest-Wände des Selbhorns zurück zum Klettersteig-Einstieg. Der restliche Abstieg führt gleich wie der Aufstieg über den Braggstein und die Lechner Alm zurück ins Tal.

Steinernes Meer
Luegscharte

Wir haben uns jedoch für die Buchauerscharte entschieden, um mehr Abwechslung im Abstieg zu haben. Der Weg von der Luegscharte zur Buchauerscharte führt uns durch die karstige Hochebene des Steinernen Meers, das seinem Namen alle Ehre macht. Erst geht es für uns von der Luegscharte ein Stück bergab bis wir mitten am Plateau angekommen sind. Über abgerissene Felsbrocken, vorbei an Höhlen schreiten wir relativ eben in Richtung Westen.

Karstige Hochebene

Je näher wir der Schönfeldspitze kommen, umso besser lässt sich die Buchauerscharte links von uns zwischen den umliegenden Gipfeln erkennen. Um in die Scharte zu gelangen, geht es zum Schluss noch einmal bergauf.

Buchauerscharte 2270 hm

Aus der Buchauerscharte führt uns ein schöner, fast endlos scheinender, Graben hinunter ins Tal. Die faszinierenden Westwände des Gebirges begleiten uns links, rechts hinter uns ist die Schönfeldspitze zu erkennen. Das anfängliche steile Geröllband wird bald sanfter und grasbewachsen. Wir kommen an einer kleinen Wasserrinne vorbei, wo zu dieser Jahreszeit nicht mehr viel Wasser fließt. Für eine kleine Erfrischung reicht es aber dennoch aus.

Faszinierende Felswände um uns
Kleine Erfrischung

Spätestens bei der kleinen Almhütte haben wir die steilsten Passagen hinter uns gebracht. Der Weg setzt auf einer schmalen Forststraße fort. Hier lässt ein Blick zurück das Selbhorn, in schon weiterer Ferne, hervorblitzen.

Kleine Almhütte im Abstiegsweg
Das Selbhonr im Rückblick

Nach einem Stück entlang der Forsstraße, setzt der direkte Abstiegsweg wieder im Wald fort. Ein schmaler Weg bringt uns immer näher an die beiden Arme des Kraller Bachs. Bei der Kaseregg Kapelle folgen wir dem Weg nach rechts bis wir eine Brücke queren. Nach Brücke wandern wir am Waldrand zurück zum Parkplatz beim Gasthof Rohrmoos.

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