Der Koloss vom Ennstal – Grimming über Südost-Grat und Multereck

Die Grimmingtour über den Südostgrat bleibt mir als eindrucksvolle und zugleich irgendwie befreiende Bergtour in Erinnerung bleiben. Kann sein, dass das an meiner guten Verfassung liegt, die ich an diesem Tag mitgebracht hatte, oder auch an diesem freistehendem Bergmassiv, das einen so frei atmen lässt. Obendrein hat uns die Sonnen den ganzen Tag angestrahlt und unseren Aufstieg mit einer bombastischen Fernsicht belohnt.

Toureninfo
Region:Dachsteingebirge, Steiermark
Start/Ziel:Untergrimming, Ort
Niedrigster Punkt:550 hm
Höchster Punkt:2351 hm
Gesamtanstieg:~1800 hm
Dauer:~ 9 h
Schwierigkeit:Südostgrat Kletterstellen bis 2+ UIAA, Multereck Drahtseilversicherungen (B), konditionell sehr herausfordernde Tour
Wegpunkte:Untergrimming Ort – Grimminghütte (45min) – Abzweigung SO-Grat (1h) – Einsteig SO-Grat (1h) – Grimming-Gipfel (2h) – Abzweigung Multereck (30min) – Untergrimming Ort (3h 45min)

Am Vorabend gibt’s Knödl

Für unsere Grimmingtour kommen wir bereits am Vorabend in Untergrimming an. Das hat zwei Gründe: Zum einen wollen wir für den anspruchsvollen Anstieg über den Südostgrat auf den Grimming möglichst früh starten, zum anderen wollen wir uns noch eine außergewöhnlich gute Knödlstärkung auf der Knödlalm holen.

Echt urig

Authentisch urig serviert die Familie Pohn auf ihrer Alm hausgemachte Knödlspezialitäten pikant und süß. Die Kreationen, ob mit Fleisch, z.B.: von eignen Biolamm, oder vegetarisch sind zum Dahinschmelzen. Einem süßen Abschluss mit geistreicher Begleitung kann man im Normalfall eher nicht widerstehen. Die Knödlalm ist ein Geheimtipp – rechtzeitig reservieren nicht vergessen!

Hmmm Knödl

Mit vollem Knödlbauch geht es zurück in unsere Unterkunft Grimminapartment Maier, wo uns die Gastgeberin herzlich willkommen heißt und wir eine großzügige Ferienwohnung für uns zwei genießen dürfen. Für eine Grimmingtour ist die Lage des Apartments ideal und sehr empfehlenswert. Wir schlafen gut, die Stille im Ort hilft uns dabei, bevor um 5:30 Uhr der Wecker klingelt.

Unser Apartment direkt am Fuße des Grimming

Bei frischen 0 Grad

Bei 0° Grad morgens brechen wir gut eingepackt auf. Nebelschwaden hängen noch in den Tälern und es herrscht eine mystische Stimmung. Wir sind im Zwiebellook unterwegs, denn heute soll es im Laufe des Tages noch etwas wärmere Temperaturen bekommen. Von Untergrimming folgen wir dem Weg 21 zur Grimminghütte. Nach ein paar Metern auf Straße, an Häusern und einer Zottelrindherde vorbei, mündet unser Weg bald im Wald und wird steiler.
Untergrimming 47.52612, 14.06023

Morgentau
Vorbei an der Zottelrindherde

Nach einer knappen Stunde Anstieg durch den Wald erreichen wir die Grimminghütte. Romantisch sitzt diese Knusperhütte mitten im Wald. Um diese Uhrzeit herrscht noch Ruhe in der Hütte. Beim Vorbeigehen freuen wir uns bereits auf eine gute Jause nach der Tour.
0:45
Grimminghütte 47.51442, 14.04413

Grimminghütte in Sicht

Nach der Hütte geht es noch ein kurzes Stück recht gemäßigt durch den Wald bevor es richtig zur Sache geht. Wir kommen zu einem großen Felsbrocken mit Markierung in großen, roten Buchstaben, die jedenfalls nicht zu übersehen sind. Vor uns eröffnet sich ein gigantisches Kar, das bereits erkennen lässt, dass uns ein anspruchsvoller Weg bevorsteht. Erst müssen wir noch ein kleines Schuttfeld hinauf und dann über eine Eisenleiter die erste Steilstufe bewältigen.

Unser Weg: SU-Grat
Durch dieses Kar geht’s aufi
Nicht zu übersehen
Unterstützungsleiter bei der ersten Steilstufe

In Schlangenlinien geht es nun immer weiter aufwärts und immer näher an die Felsarme dieses Berges. Nach einer kurzen Rast auf einem gemütlichen Felsenplatzerl kommen wir schließlich zur Weggabelung, wo es rechts über das Multereck und links über den Südostgrat auf den Gipfel geht. Wir nehmen für den Aufstieg die herausfordernde Variante über den Südostgrat. Das Multereck wird unser Abstiegsweg.
1:00
Abzweigung SO-Grat 47.52226, 14.03417

Vorbein an einer kleinen Quelle
Platzerl zum Genießen
Nach links bitte…

Von hier ist es noch ein gutes Stück bis zum Einstieg in den Südostgrat bei der Plattenrampe. Der Weg ist durchwegs gut markiert und wir sind zügig unterwegs. Je näher wir dem Grat kommen desto mehr Felsen spüren wir unter den Füßen. Bald gelangen wir links von einem großen Altschneefeld den Wandfuß entlang zum Einstieg mit Pfeil und Tafel. Nun beginnt der Kraxelpart dieser Tour.
1:00
Einstieg SO-Grat 47.52062, 14.02396

Über Felsbrocken Richtung Einstieg
Wegmarkierung links vom Schneefeld
Einsteig erreicht

Im Südostgrat

Zu Beginn geht es eindrucksvoll aber unschwer rechts neben einer plattigen Rampe im Geröll empor. Wer es ein bisschen herausfordernder mag, geht so wie Michael, direkt auf der Rampe über die Wasserrillen (1-2 nach UIAA). Nach der steilen Platte muss man aufpassen, dass man nicht die Wegweiterführung nach rechts versäumt. Insgesamt ist der Aufstieg sehr gut und durchgängig rot weiß markiert.

Michael auf der plattigen Rampe
Etwas gestufter rechts von der plattigen Rampe
Im oberen Teil der plattigen Rampe

Es folgt ein langer Teil Großteils im Schrofengelände mit einigen Kraxelpassagen, wo auch die Hände zum Einsatz kommen. Das Gelände ist anspruchsvoll mit einigen imposanten Tiefblicken es wird aber nie sehr ausgesetzt. Durch den isolierten Standort fallen die Nord-, Süd- und Ostseite des Grimming steil ab und bietet uns vom Südostgrat einen beeindruckenden Blick ins Ennstal und bis zu den Gesäusebergen.

Im Schrofengelände
Gehpassagen wechseln mit …
…kurzen Kletterpassagen ab
Tolle Tiefblicke garantiert

Konditionell fordert einen der Berg bis zum Gipfel. Auch wird der Aufstieg im Mittelteil und im oberen Abschnitt technisch anspruchsvoller. Es sind einige Stellen im Schwierigkeitsgrad bis 2+ zu meistern. Diese durchwegs steilen Passagen fordern etwas Klettergeschick und Sicherheit. Der Berg wird hier wilder, die Felsen zerklüfteter. Wer in solchen Abschnitten eher unsicher ist (so wie ich), sollte einen souveränen Bergpartner dabeihaben und/oder ein kurzes Sicherungsseil einpacken.

Langsam wirds wilder – noch bin ich entspannt
Die Schlüsselpassage naht
Kurz nach der steilen Schlüsselpassage
Gipfelkreuz – so nah und doch noch fern
Immer wieder etwas herausfordernde Kletterstellen
Atemberaubende Weit- und Tiefblicke

Erst auf den letzten Klettermetern unterm Gipfel wird es wieder einfacher. In logischen Bändern windet sich die Aufstiegsroute hinauf. Wir fühlen uns heute fit und froh und so kommt uns der Aufstieg leichter vor als er ist. Das großartige Wetter und die tolle Weitsicht in alle Himmelsrichtungen am Gipfel setzen noch einen Glücksschub obendrauf. Am heutigen Tag sehen wir auch den Dachstein mit Gletscher klar und deutlich.
2:00
Grimminggipfel 47.52067, 14.01715

Oh wow – gleich sind wir oben
Es ist vollbracht – Grimming Gipfelkreuz
Im Westen klar und deutlich der Dachstein mit Gletscher

Retour übers Multereck

Wir suchen uns ein hübsches Platzal zum Verweilen direkt unterm Gipfelkreuz und genießen unserer Gipfeljause. Bevor wir komplett auskühlen, packen wir uns aber wieder zusammen und treten den Abstiegsweg in Richtung Multereck an. Dafür folgen wir dem markierten Südanstieg am Gipfelplateau mit teils leichten drahtseilversicherten Stellen.

Vom Gipfel geht’s Richtung Osten

Von der Abzweigung „Grimminghütte“ geht es dann durch teils grasiges, teils schrofiges Gelände den Hang hinunter. Der Weg ist deutlich leichter als der Aufstieg über den Südostgrat, aber auch hier ist es wichtig auf seine Tritte zu achten und bis zum Schluss konzentriert zu bleiben.
0:30
Abzweigung Multereck 47.52876, 14.02777

Übers Multereck retour
Leichtes Schrofengelände zu Beginn des Hangs

Nach dem Grashang führt uns der Weg auf einem abschüssigen Pfad und über einige versicherte Steilstufen bis B UIAA, später durch latschenbewachsene Hänge bis zu der Stelle mit der Abzweigung zum Südostgrat.

Noch einmal anpacken und festhalten
Im Abstieg – die Sonne steht schon tief

Von hier nehmen wir den selben Weg, wie im Aufstieg. Erst gelangen wir durch das Kar und über die Leiter zurück in den Wald, dann weiter zur Grimminghütte. Auf der Hütte kehren wir noch auf ein spritziges Getränk ein und genießen die noch warmen nachmittäglichen Sonnenstrahlen. Danach treten wir die letzten Wandermeter zum Ausgangspunkt in Untergrimming an. In Untergrimming packen wir unsere Sachen und weiter geht’s auf’n Dachstein, wo ein spannendes Hochtouren-Kurswochende auf uns wartet.
Untergrimming 3:45  

Grimminghütte lädt zur Einkehr ein
Gute Nacht Grimming

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